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REICH
AN MUSIK

Dass er eine sehr umfangreiche Schallplatten- und CD-Sammlung habe, sogar noch Musikkassetten, im Keller die Regale mit Tonbändern und eine mit Partituren üppig bestückte Fachbücherei, sei für einen ehemaligen Musikpädagogen nichts Ungewöhnliches, möchte Walter Sons gleich zu Beginn unseres Gesprächs betonen. Das Ungewöhnliche seien vielmehr die Konzerte, die er damit seit nunmehr einem Jahr regelmäßig für die Hausgemeinschaft in der Wilhelm-Schmidt-Straße gebe!

Auslöser war eine ebensolche, des nächtens geträumte Veranstaltung – die der 99-Jährige unternehmungslustig in die Realität umsetzte. „Wir geben Ihnen eine Gelegenheit, dem Alltag für kurze Zeit den Rücken zu kehren und einzutauchen in den Hörgenuss bekannt-unbekannter Musik“, hieß es auf der Einladung im Frühjahr 2023. Zwölf Gäste kamen und sie baten um Fortsetzung, jedes Mal. Kaum ist das eine Hauskonzert beendet, steht für Walter Sons die Vorbereitung des nächsten an. Die Auswahl, die der unermüdliche Erforscher neuer Klänge trifft, ist durchaus anspruchsvoll. Er gibt Einführungen in die Neue Musik, spielt experimentelle Kollektiv kompositionen seiner Kasseler Ensembles für Glas- und Metall musik und wird nicht müde, das Politische in der Kunst aufzuzeigen: Den Auftakt der ersten Zusammenkunft machte ein aktuelles Statement des Star pianisten Igor Levit, ein anderes Mal gab ein von Udo Zimmermann vertontes Gedicht der Nobelpreisträgerin für Litera tur Nelly Sachs das Thema vor. Etwas Eingängiges, Leichtes wie Mozarts Krönungsmesse bildet oft den Ausklang eines Abends. Immer kann Sons aus dem Vollen schöpfen – geistig wie praktisch mit einem Griff ins Regal. Im Mai werden er und seine Frau zum zehnten CD-Hauskonzert einladen. /

W
enn ich jede CD und LP noch mal hören wollte, müsste ich weit über 100 Jahre alt werden ...